Der richtige Bergschuh
Bergschuhe Welcher Schuh? Wie pflegen? Was tun gegen Blasen?
Die Schuhe gehören zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen beim Wandern
und Bergsteigen: Ein schlecht sitzender, fehlerhafter oder instabiler Schuh kann
eine Tour zum Horrortrip oder gar zur Katastrophe werden lassen: Es beginnt mit
Blasen und endet bei Unfällen oder Erfrierungen. Die Schuhe unterscheiden sich
von allen anderen Ausrüstungsgegenständen schon dadurch, dass man sie während
der Tour nicht ausziehen bzw. auswechseln kann. Er wird in der Regel den
gesamten Zeitraum einer Wanderung getragen. Der falsche Schuh kann auf Dauer
Fußfehlstellungen zur Folge haben und so den ganzen Bewegungsapparat
beeinträchtigen. Daher sollte dem Schuhkauf besonderes Augenmerk gewidmet
werden.
Vor dem Schuhkauf
Welcher Schuh für welches Einsatzgebiet?
Bevor man überhaupt das Bergsportgeschäft betritt, sollte man sich überlegen,
welches Terrain die Schuhe betreten werden. Allein das Zielgelände bestimmt das
Modell des Schuhs. Wird es bloß die Wiese ums Eck sein oder der Hausberg, unsere
Dreitausender oder gar das Matterhorn? Wie lange werde ich ihn durchschnittlich
anbehalten - einen Tag, eine Woche, einen Monat? Im Zweifelsfall ist der
steifere, der festere und stabilere Schuh der bessere.
Hier eine kleine Hilfe. Um dem Verbraucher einen Überblick über die Eignung
der verschiedenen Schuhmodelle zu verschaffen, entwickelte die Firma Meindl vor
ca. 20 Jahren eine Klassifizierung ihrer Modelle nach Anwendungsbereichen, die
so auch von anderen Herstellern (z.B.: HanWag) übernommen wurde: Einsatzgebiet
Weg Schuh steigeisenfest?
A: Freizeit, Spaziergang gute Wege, Parkanlagen Bequemer Allrounder &
Lightwalker
A/B: Leichte Wanderungen im Flachland, Mittelgebirge oder in den Voralpen
gute und weniger gute Wege, Hüttenwege Leichte Wander- und Trekkingschuhe
B: Anspruchsvolle Wanderungen im Mittelgebirge, leichte Trekkingtouren
Abseits befestigter Wege, auch schlechte Steige Klassische Trekkingschuhe mit
Eignung zur Dauerbelastung
B/C: Anspruchsvolle Trekking- und Wandertouren bis ins Hochgebirge Schlechte
Pfade, Geröll, Klettersteige Feste Trekkingschuhe Geeignet für
Leichtsteigeisen/Grödeln
C: Touren im Hochgebirge, auf Gletschern, härteste Trekkingtouren Gletscher,
schlechte Wege, weglos, Geröll, Klettersteige Feste Alpinstiefel Bedingt
steigeisenfest
D: Hochalpin, selektive Gletscher, Eis- und Firntouren Weglos, Gletscher,
Eistouren extrem, Eisklettern Steigeisenfeste Alpinstiefel
Beachten sollte man, dass nicht jedes Steigeisen unter jeden Schuh montiert
werden kann. Schuhe der Kategorie C sind zwar prinzipiell für Steigeisen
geeignet, allerdings in den meisten Fällen nur für Riemensteigeisen und
keineswegs für Kipphebel- oder Step In-Steigeisen. Für den Einsatz mit
Kipphebel- oder Step In-Steigeisen ist sowohl am vorderen Rand der Sohle, als
auch hinten ein steifer, hervor ragender Steg erforderlich, der das Steigeisen
am Schuh hält. Auf diese ist unbedingt zu achten. Zudem muss die Sohle für die
Montage von guten Steigeisen absolut biegefrei, also äußerst steif sein, sodass
Kipphebelsteigeisen durch ein Durchbiegen der Sohle nicht vom Schuh springen.
Bei Schuhen der Kategorie D ist die Sohle so steif, dass letzteres nicht
passieren kann, also die Kraft vom Schuh auf das Steigeisen vibrationsfrei
übertragen wird.
Prinzipiell gilt: Je höher (mind. knöchelhoch) und steifer ein Schuh, desto
weniger knickt man beim Verlassen befestigter Wege um und droht ein Sehnen- bzw.
Muskelriss. Auch das Außenmaterial bestimmt die Robustheit des Schuhs mit: Leder
wird von den meisten Herstellern immer noch verwendet, da es sich durch seine
Robustheit auszeichnet und langfristig Stabilität und Wasserdichtheit
verspricht. Zusätzlich passt sich ein Lederschuh auf Dauer der individuellen
Fußform an. Um diese Eigenschaften zu behalten, bedarf es aber auch
gelegentlicher Pflege (siehe unten). Die Schwachstelle vieler Schuhe sind die
Nähte: Durch sie dringt Wasser in den Innenschuh, sie sind jene Stellen, die
nach vielen Touren als erstes w.o. geben. Deshalb der Tipp: Je weniger Nähte,
desto länger halten die Schuhe und desto wasserabweisender sind sie!
Das Futter:
Hier kommen zwei unterschiedliche Arten von Futtermaterialien zum Einsatz.
Schuhe mit Lederfutter oder mit Gore-Tex Membran. Schuhe mit Gore-Tex Membran
haben den Vorteil, wasserdicht zu sein, solange die Membran unbeschädigt ist.
Bei Volllederschuhen ist die Wasserdichtigkeit von der Pflege abhängig, das
heißt, ein gut gepflegter Lederschuh kann auch nahezu wasserdicht sein.
Entscheidend ist weiters, das Richtige im Schuh zu tragen. Die Socken sollten
den Schweiß nicht aufnehmen, sondern auf dem schnellsten Weg weiterleiten. Leder
nimmt den Schweiß einfach auf und speichert ihn, weshalb bei Hitze der Schuh mit
Lederfutter einen unerreichten Komfort bietet.
Für welche Bauart man sich letztendlich entscheidet, ist reine Geschmacksache
und hängt auch wieder vom Einsatzgebiet ab.
Sohlen:
Hier wird zwischen montierten und angespritzten Sohlen unterschieden.
Angespritzte Sohlen bestehen aus Polyurethan (PUR) und werden auf den
fertigen Schaft angespritzt. Dieses ist ein sehr schnelles und kostengünstiges
Herstellungsverfahren. Die Nachteile der angespritzten Sohlen liegen in ihrer
Weichheit, hohen Abnutzung und darin, dass sie sich kaum mehr austauschen
lassen.
Montierte Sohlen hingegen bestehen aus einer Brandsohle, die Sohle und Schaft
miteinander verbindet, einer Zwischensohle, in die Dämpfungs- und
Stabilisierungselemente eingebaut sind, und der eigentlichen Laufsohle. Die
Laufsohle solcher Schuhe besteht in der Regel aus Gummi, das die beste
Abriebfestigkeit hat und gleichzeitig guten Grip bieten soll. Das wird wie bei
Autoreifen durch die Gummimischung und das Profil erreicht. Das Profil sollte
zusätzlich auch einen hohen Selbstreinigungseffekt haben und die natürliche
Abrollbewegung des Fußes unterstützen.
Es gibt zwei unterschiedliche Arten die Sohle zu "montieren":
Das Zwienähverfahren: Hierbei handelt es sich um ein
Bodenbefestigungs-verfahren mit einem eingestochenen Rahmen, bei dem die 2
Einstechnähte von außen sichtbar sind.
Bei der Zwicktechnik wird die Brandsohle mit dem Schaft verzwickt; diese kann
durch Klebe-, Klammer- oder Träckszwicktechnik erfolgen, wobei die
Klebezwicktechnik den Vorrang hat. Der Vorteil gegenüber dem Zwienähverfahren
besteht darin, das sich ein wasserdichter Wetterschutzrand aufbringen lässt.
Das soll ein Bergschuh bieten:
• Genügend Stabilität und Robustheit
• Geringes Gewicht
• Flexibles Abrollverhalten für bequemes Gehen Wasserabweisendes Oberleder mit
möglichst wenig, aber gut verarbeiteten Nähten
• Vibram-Gummisohle mit ausgeprägtem Stollenprofil.
Der Schuhkauf
Tipps für den Schuhkauf:
• Schuhkauf möglichst spät am Tag, da die Füße im Laufe des Tages anschwellen
und das im tatsächlichen Einsatz noch wesentlich mehr als im Alltag. Im
Zweifelsfall den größeren Schuh wählen!
• Nimm dir viel Zeit zum Schuhkauf, teste alle Paare, die in die nähere
Auswahl kommen, ausgiebig!
• Ziehe zur Anprobe genau jene eigenen Socken an, die du später beim
Bergsteigen/Wandern auch trägst. Socken machen - je nach Dicke - sowohl im
Volumen als auch in der Länge einen deutlichen Unterschied. Im Geschäft liegen
zwar meist Probiersocken auf, aber just deine favorisierten sind nicht darunter.
• Achte auf den Fersensitz: Die Ferse darf auf keinen Fall innerhalb des
Schuhs herumrutschen - wenn die Haut zu sehr am Innenfutter reibt, verursacht
das Blasen.
• Schnüren: Ferse nach hinten drücken, Lasche sauber zentrieren und die so
genannte 2-Zonen-Schnürung anwenden: Beim Bergaufgehen den Schaft des Schuhs zur
Erhöhung der Beweglichkeit etwas lockerer lassen, zum Bergabgehen den Schaft vor
allem im Bereich der Beuge fester schnüren.
• Gehst du auf einer schrägen Fläche bergab, dürfen die Zehen nicht vorne
anstoßen. Faustregel: In einem passenden Schuh ist vorne noch etwa 1 cm Platz.
Die Zehen sollten also genügend Bewegungsfreiheit haben, der übrige Fuß fest im
Schuh fixiert sein. Bei weit offener Schnürung und nach vorne geschobenem Fuß
sollte zwischen Fersenbein und Schuh noch ein Finger hineinpassen, also etwa 10
mm Platz sein. Man sollte auch daran denken, dass eventuell bei Wintertouren
noch ein zusätzliches Paar Socken getragen werden, also genug Spielraum
lassen!
• Die Schuhe sollten nirgends drücken.
• Der Schuh deiner Wahl sollte so lange wie möglich im Geschäft (Teststrecke
vorhanden?) am Fuß gelassen werden (mindestens 10 Minuten), damit sich Schaft
und Polsterungen anpassen. Beim Bergaufgehen solltest du in der Ferse Halt
haben, beim Abwärts-Gehen mit den Zehen vorne nicht anstoßen.
Nach dem Schuhkauf
• Zuhause einlaufen! Um sich die erste Tour nicht gleich mit schmerzenden
Füßen und Blasen zu verleiden, sollten die Schuhe schon vorher eingelaufen, d.h.
immer wieder - auch auf kurzen Gängen oder in der Wohnung - getragen werden. Die
meisten guten Berggeschäfte bieten die Möglichkeit, eventuell Schuhe
umzutauschen - natürlich in sauberem Zustand. Nach den ersten "Gehversuchen" im
Wohnzimmer/Büro etc. die ersten kleinen Spaziergänge und Wanderungen.
• Die Socken: Neben dem Schuhwerk ist auch die Wahl der Socken entscheidend.
Sie sollten aus Fasern bestehen, die Feuchtigkeit aufnehmen. Trockene Füße sind
wichtig, um Blasenbildung vorzubeugen, denn Feuchtigkeit weicht die Hornschicht
auf und die Füße werden anfälliger. Wer stark an den Füßen schwitzt, sollte
außerdem ein zweites Paar Socken bereithalten.
• Blasen: Wer zu Druckstellen an bestimmten Stellen neigt, kann diese
vorsorglich mit einem Druckstellen- und Blasenpflaster abkleben. Spätestens bei
örtlichem Wärmegefühl oder Reibung sollte die Druckstelle versorgt werden. Neben
speziellen Blasenpflastern gibt es auch Druckschutzringe, die um die geschädigte
Stelle gelegt werden. Eine entstandene Blase sollte nicht geöffnet werden, denn
die enthaltene Flüssigkeit bietet dem Gewebe gute Bedingungen, um abzuheilen.
Falls sich die Blase dennoch öffnet, sollte sie desinfiziert und mit Pflaster
abgedeckt werden.
• Tipp: Sollten neue Schuhe irgendwo "zwicken", einfach durch nasses Gras,
Schnee oder Bäche laufen, die Schuhe also ordentlich "wässern", damit sie sich
schneller dem Fuß anpassen.
Pflege der Schuhe
Pflege der Wanderschuhe: Vor der ersten Bergtour Schuh imprägnieren! Da die
Schuhe zu den wichtigsten Teilen der Wanderausrüstung gehören, gebührt ihnen
wohl die größte Aufmerksamkeit. Die Schuhe sollten stets sauber gehalten werden,
damit sie nicht brüchig und somit undicht werden. Anhaftender Dreck zieht sich
ins Leder und in die Nähte ein, verschleißt die Materialien, trocknet das Leder
aus und verhindert Wasserfestigkeit.
• Säubern: Nach einer Tour sollten Fußbett und Schuhbänder entfernt und die
verdreckten Schuhe mit lauwarmem Wasser und einem Lappen bzw. einer mittelharten
Bürste vom gröbsten Schmutz befreit werden. Auf keinen Fall Seife oder
Chemikalien verwenden!
• Trocknen: Nasse Schuhe sollten schonend getrocknet werden und niemals direkt
an Heizung, Feuer oder Ofen. Die goldene Regel: nie näher an die Wärmequelle,
als deine eigene Haut es als angenehm empfindet! Zum schnelleren Trocknen die
Schnürung so weit wie möglich öffnen und Einlegesohlen herausnehmen. Optimal ist
es, die Schuhe mit Zeitungspapier auszustopfen und dieses regelmäßig zu
wechseln. Neuerdings gibt es sog. Trocknungsbeutel, die den Schuh noch schneller
trocknen.
• Haken und Ösen: Am besten mit Wachs oder Vaseline gegen Korrosion/Rosten
schützen.
• Imprägnieren/Pflegen: Nur vollständig trockene und saubere Schuhe dürfen
imprägniert werden! Glatt-und Nubuklederschuhe sollte man mit Mitteln auf
Wachsbasis imprägnieren, wodurch das Leder gleichzeitig gepflegt wird.
Problemzonen wie Laschen, Sohlenübergänge und Nähte sollten nicht übersehen
werden. Den Schuh vor dem Einwachsen nicht zu sehr erhitzen, da sich sonst die
Verklebung der Sohle löst. Das Wachs am besten mit dem Finger (durch Wärme
besseres Eindringen des Wachses) auftragen und so lange und gleichmäßig in
kreisförmigen Bewegungen einreiben, bis ein natürlicher Glanz entsteht. Ein
Wanderschuh kann nach der Wachsbehandlung durchaus noch mit Imprägnierspray
behandelt werden. Hierzu empfiehlt es sich, den Schuh verkehrt herum zu halten,
da so kein Imprägniermittel zwischen Schuh und Sohle laufen kann und die
Verklebung der Sohle nicht aufgelöst wird. Auch bei Wanderschuhen gilt: Je
besser das Wasser abperlt, desto größer ist die Atmungsaktivität.
• Wichtig: Auch das Lederfutter im Schuh sollte mit großer Sorgfalt gepflegt
werden, wenn dieses Futter reißt bzw. brüchig wird, kann's teuer werden.
• Aufbewahren: Nach gründlicher Reinigung, Trocknung und Pflege können die
Schuhschäfte mit Zeitungspapier ausgestopft werden. Bei längerem Nichtgebrauch
gehören die Schuhe an einen kühlen, trockenen und dunklen Ort.
• Sollten Sohle und Profil einmal abgenützt sein, kann diese recht günstig bei
einem Bergschuh-Spezialisten gegen eine neue gewechselt werden. Bevor man sich
also einen neuen Schuh zulegt, der Gang zum Schuster kann die Brieftasche
erheblich schonen. Und schließlich: Wer trennt sich schon allzufrüh und gern von
seinen "eingelatschten" Goiserern?
• Tipp: Mörtz, ein auf Berg- und Wanderschuhe spezialisierter Schuster in Wien
lernt müden Goiserern wieder das Laufen und gewöhnt drückenden Schuhen die
Blasen ab: 1060 Wien; Windmühlgasse 9; 01/5875787
Hersteller
Raichle, Hanwag, Salomon, Scarpa, Meindl, Lowa, La Sportiva
by Bergnews.com
Die Schuhe gehören zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen beim Wandern
und Bergsteigen: Ein schlecht sitzender, fehlerhafter oder instabiler Schuh kann
eine Tour zum Horrortrip oder gar zur Katastrophe werden lassen: Es beginnt mit
Blasen und endet bei Unfällen oder Erfrierungen. Die Schuhe unterscheiden sich
von allen anderen Ausrüstungsgegenständen schon dadurch, dass man sie während
der Tour nicht ausziehen bzw. auswechseln kann. Er wird in der Regel den
gesamten Zeitraum einer Wanderung getragen. Der falsche Schuh kann auf Dauer
Fußfehlstellungen zur Folge haben und so den ganzen Bewegungsapparat
beeinträchtigen. Daher sollte dem Schuhkauf besonderes Augenmerk gewidmet
werden.
Vor dem Schuhkauf
Welcher Schuh für welches Einsatzgebiet?
Bevor man überhaupt das Bergsportgeschäft betritt, sollte man sich überlegen,
welches Terrain die Schuhe betreten werden. Allein das Zielgelände bestimmt das
Modell des Schuhs. Wird es bloß die Wiese ums Eck sein oder der Hausberg, unsere
Dreitausender oder gar das Matterhorn? Wie lange werde ich ihn durchschnittlich
anbehalten - einen Tag, eine Woche, einen Monat? Im Zweifelsfall ist der
steifere, der festere und stabilere Schuh der bessere.
Hier eine kleine Hilfe. Um dem Verbraucher einen Überblick über die Eignung
der verschiedenen Schuhmodelle zu verschaffen, entwickelte die Firma Meindl vor
ca. 20 Jahren eine Klassifizierung ihrer Modelle nach Anwendungsbereichen, die
so auch von anderen Herstellern (z.B.: HanWag) übernommen wurde: Einsatzgebiet
Weg Schuh steigeisenfest?
A: Freizeit, Spaziergang gute Wege, Parkanlagen Bequemer Allrounder &
Lightwalker
A/B: Leichte Wanderungen im Flachland, Mittelgebirge oder in den Voralpen
gute und weniger gute Wege, Hüttenwege Leichte Wander- und Trekkingschuhe
B: Anspruchsvolle Wanderungen im Mittelgebirge, leichte Trekkingtouren
Abseits befestigter Wege, auch schlechte Steige Klassische Trekkingschuhe mit
Eignung zur Dauerbelastung
B/C: Anspruchsvolle Trekking- und Wandertouren bis ins Hochgebirge Schlechte
Pfade, Geröll, Klettersteige Feste Trekkingschuhe Geeignet für
Leichtsteigeisen/Grödeln
C: Touren im Hochgebirge, auf Gletschern, härteste Trekkingtouren Gletscher,
schlechte Wege, weglos, Geröll, Klettersteige Feste Alpinstiefel Bedingt
steigeisenfest
D: Hochalpin, selektive Gletscher, Eis- und Firntouren Weglos, Gletscher,
Eistouren extrem, Eisklettern Steigeisenfeste Alpinstiefel
Beachten sollte man, dass nicht jedes Steigeisen unter jeden Schuh montiert
werden kann. Schuhe der Kategorie C sind zwar prinzipiell für Steigeisen
geeignet, allerdings in den meisten Fällen nur für Riemensteigeisen und
keineswegs für Kipphebel- oder Step In-Steigeisen. Für den Einsatz mit
Kipphebel- oder Step In-Steigeisen ist sowohl am vorderen Rand der Sohle, als
auch hinten ein steifer, hervor ragender Steg erforderlich, der das Steigeisen
am Schuh hält. Auf diese ist unbedingt zu achten. Zudem muss die Sohle für die
Montage von guten Steigeisen absolut biegefrei, also äußerst steif sein, sodass
Kipphebelsteigeisen durch ein Durchbiegen der Sohle nicht vom Schuh springen.
Bei Schuhen der Kategorie D ist die Sohle so steif, dass letzteres nicht
passieren kann, also die Kraft vom Schuh auf das Steigeisen vibrationsfrei
übertragen wird.
Prinzipiell gilt: Je höher (mind. knöchelhoch) und steifer ein Schuh, desto
weniger knickt man beim Verlassen befestigter Wege um und droht ein Sehnen- bzw.
Muskelriss. Auch das Außenmaterial bestimmt die Robustheit des Schuhs mit: Leder
wird von den meisten Herstellern immer noch verwendet, da es sich durch seine
Robustheit auszeichnet und langfristig Stabilität und Wasserdichtheit
verspricht. Zusätzlich passt sich ein Lederschuh auf Dauer der individuellen
Fußform an. Um diese Eigenschaften zu behalten, bedarf es aber auch
gelegentlicher Pflege (siehe unten). Die Schwachstelle vieler Schuhe sind die
Nähte: Durch sie dringt Wasser in den Innenschuh, sie sind jene Stellen, die
nach vielen Touren als erstes w.o. geben. Deshalb der Tipp: Je weniger Nähte,
desto länger halten die Schuhe und desto wasserabweisender sind sie!
Das Futter:
Hier kommen zwei unterschiedliche Arten von Futtermaterialien zum Einsatz.
Schuhe mit Lederfutter oder mit Gore-Tex Membran. Schuhe mit Gore-Tex Membran
haben den Vorteil, wasserdicht zu sein, solange die Membran unbeschädigt ist.
Bei Volllederschuhen ist die Wasserdichtigkeit von der Pflege abhängig, das
heißt, ein gut gepflegter Lederschuh kann auch nahezu wasserdicht sein.
Entscheidend ist weiters, das Richtige im Schuh zu tragen. Die Socken sollten
den Schweiß nicht aufnehmen, sondern auf dem schnellsten Weg weiterleiten. Leder
nimmt den Schweiß einfach auf und speichert ihn, weshalb bei Hitze der Schuh mit
Lederfutter einen unerreichten Komfort bietet.
Für welche Bauart man sich letztendlich entscheidet, ist reine Geschmacksache
und hängt auch wieder vom Einsatzgebiet ab.
Sohlen:
Hier wird zwischen montierten und angespritzten Sohlen unterschieden.
Angespritzte Sohlen bestehen aus Polyurethan (PUR) und werden auf den
fertigen Schaft angespritzt. Dieses ist ein sehr schnelles und kostengünstiges
Herstellungsverfahren. Die Nachteile der angespritzten Sohlen liegen in ihrer
Weichheit, hohen Abnutzung und darin, dass sie sich kaum mehr austauschen
lassen.
Montierte Sohlen hingegen bestehen aus einer Brandsohle, die Sohle und Schaft
miteinander verbindet, einer Zwischensohle, in die Dämpfungs- und
Stabilisierungselemente eingebaut sind, und der eigentlichen Laufsohle. Die
Laufsohle solcher Schuhe besteht in der Regel aus Gummi, das die beste
Abriebfestigkeit hat und gleichzeitig guten Grip bieten soll. Das wird wie bei
Autoreifen durch die Gummimischung und das Profil erreicht. Das Profil sollte
zusätzlich auch einen hohen Selbstreinigungseffekt haben und die natürliche
Abrollbewegung des Fußes unterstützen.
Es gibt zwei unterschiedliche Arten die Sohle zu "montieren":
Das Zwienähverfahren: Hierbei handelt es sich um ein
Bodenbefestigungs-verfahren mit einem eingestochenen Rahmen, bei dem die 2
Einstechnähte von außen sichtbar sind.
Bei der Zwicktechnik wird die Brandsohle mit dem Schaft verzwickt; diese kann
durch Klebe-, Klammer- oder Träckszwicktechnik erfolgen, wobei die
Klebezwicktechnik den Vorrang hat. Der Vorteil gegenüber dem Zwienähverfahren
besteht darin, das sich ein wasserdichter Wetterschutzrand aufbringen lässt.
Das soll ein Bergschuh bieten:
• Genügend Stabilität und Robustheit
• Geringes Gewicht
• Flexibles Abrollverhalten für bequemes Gehen Wasserabweisendes Oberleder mit
möglichst wenig, aber gut verarbeiteten Nähten
• Vibram-Gummisohle mit ausgeprägtem Stollenprofil.
Der Schuhkauf
Tipps für den Schuhkauf:
• Schuhkauf möglichst spät am Tag, da die Füße im Laufe des Tages anschwellen
und das im tatsächlichen Einsatz noch wesentlich mehr als im Alltag. Im
Zweifelsfall den größeren Schuh wählen!
• Nimm dir viel Zeit zum Schuhkauf, teste alle Paare, die in die nähere
Auswahl kommen, ausgiebig!
• Ziehe zur Anprobe genau jene eigenen Socken an, die du später beim
Bergsteigen/Wandern auch trägst. Socken machen - je nach Dicke - sowohl im
Volumen als auch in der Länge einen deutlichen Unterschied. Im Geschäft liegen
zwar meist Probiersocken auf, aber just deine favorisierten sind nicht darunter.
• Achte auf den Fersensitz: Die Ferse darf auf keinen Fall innerhalb des
Schuhs herumrutschen - wenn die Haut zu sehr am Innenfutter reibt, verursacht
das Blasen.
• Schnüren: Ferse nach hinten drücken, Lasche sauber zentrieren und die so
genannte 2-Zonen-Schnürung anwenden: Beim Bergaufgehen den Schaft des Schuhs zur
Erhöhung der Beweglichkeit etwas lockerer lassen, zum Bergabgehen den Schaft vor
allem im Bereich der Beuge fester schnüren.
• Gehst du auf einer schrägen Fläche bergab, dürfen die Zehen nicht vorne
anstoßen. Faustregel: In einem passenden Schuh ist vorne noch etwa 1 cm Platz.
Die Zehen sollten also genügend Bewegungsfreiheit haben, der übrige Fuß fest im
Schuh fixiert sein. Bei weit offener Schnürung und nach vorne geschobenem Fuß
sollte zwischen Fersenbein und Schuh noch ein Finger hineinpassen, also etwa 10
mm Platz sein. Man sollte auch daran denken, dass eventuell bei Wintertouren
noch ein zusätzliches Paar Socken getragen werden, also genug Spielraum
lassen!
• Die Schuhe sollten nirgends drücken.
• Der Schuh deiner Wahl sollte so lange wie möglich im Geschäft (Teststrecke
vorhanden?) am Fuß gelassen werden (mindestens 10 Minuten), damit sich Schaft
und Polsterungen anpassen. Beim Bergaufgehen solltest du in der Ferse Halt
haben, beim Abwärts-Gehen mit den Zehen vorne nicht anstoßen.
Nach dem Schuhkauf
• Zuhause einlaufen! Um sich die erste Tour nicht gleich mit schmerzenden
Füßen und Blasen zu verleiden, sollten die Schuhe schon vorher eingelaufen, d.h.
immer wieder - auch auf kurzen Gängen oder in der Wohnung - getragen werden. Die
meisten guten Berggeschäfte bieten die Möglichkeit, eventuell Schuhe
umzutauschen - natürlich in sauberem Zustand. Nach den ersten "Gehversuchen" im
Wohnzimmer/Büro etc. die ersten kleinen Spaziergänge und Wanderungen.
• Die Socken: Neben dem Schuhwerk ist auch die Wahl der Socken entscheidend.
Sie sollten aus Fasern bestehen, die Feuchtigkeit aufnehmen. Trockene Füße sind
wichtig, um Blasenbildung vorzubeugen, denn Feuchtigkeit weicht die Hornschicht
auf und die Füße werden anfälliger. Wer stark an den Füßen schwitzt, sollte
außerdem ein zweites Paar Socken bereithalten.
• Blasen: Wer zu Druckstellen an bestimmten Stellen neigt, kann diese
vorsorglich mit einem Druckstellen- und Blasenpflaster abkleben. Spätestens bei
örtlichem Wärmegefühl oder Reibung sollte die Druckstelle versorgt werden. Neben
speziellen Blasenpflastern gibt es auch Druckschutzringe, die um die geschädigte
Stelle gelegt werden. Eine entstandene Blase sollte nicht geöffnet werden, denn
die enthaltene Flüssigkeit bietet dem Gewebe gute Bedingungen, um abzuheilen.
Falls sich die Blase dennoch öffnet, sollte sie desinfiziert und mit Pflaster
abgedeckt werden.
• Tipp: Sollten neue Schuhe irgendwo "zwicken", einfach durch nasses Gras,
Schnee oder Bäche laufen, die Schuhe also ordentlich "wässern", damit sie sich
schneller dem Fuß anpassen.
Pflege der Schuhe
Pflege der Wanderschuhe: Vor der ersten Bergtour Schuh imprägnieren! Da die
Schuhe zu den wichtigsten Teilen der Wanderausrüstung gehören, gebührt ihnen
wohl die größte Aufmerksamkeit. Die Schuhe sollten stets sauber gehalten werden,
damit sie nicht brüchig und somit undicht werden. Anhaftender Dreck zieht sich
ins Leder und in die Nähte ein, verschleißt die Materialien, trocknet das Leder
aus und verhindert Wasserfestigkeit.
• Säubern: Nach einer Tour sollten Fußbett und Schuhbänder entfernt und die
verdreckten Schuhe mit lauwarmem Wasser und einem Lappen bzw. einer mittelharten
Bürste vom gröbsten Schmutz befreit werden. Auf keinen Fall Seife oder
Chemikalien verwenden!
• Trocknen: Nasse Schuhe sollten schonend getrocknet werden und niemals direkt
an Heizung, Feuer oder Ofen. Die goldene Regel: nie näher an die Wärmequelle,
als deine eigene Haut es als angenehm empfindet! Zum schnelleren Trocknen die
Schnürung so weit wie möglich öffnen und Einlegesohlen herausnehmen. Optimal ist
es, die Schuhe mit Zeitungspapier auszustopfen und dieses regelmäßig zu
wechseln. Neuerdings gibt es sog. Trocknungsbeutel, die den Schuh noch schneller
trocknen.
• Haken und Ösen: Am besten mit Wachs oder Vaseline gegen Korrosion/Rosten
schützen.
• Imprägnieren/Pflegen: Nur vollständig trockene und saubere Schuhe dürfen
imprägniert werden! Glatt-und Nubuklederschuhe sollte man mit Mitteln auf
Wachsbasis imprägnieren, wodurch das Leder gleichzeitig gepflegt wird.
Problemzonen wie Laschen, Sohlenübergänge und Nähte sollten nicht übersehen
werden. Den Schuh vor dem Einwachsen nicht zu sehr erhitzen, da sich sonst die
Verklebung der Sohle löst. Das Wachs am besten mit dem Finger (durch Wärme
besseres Eindringen des Wachses) auftragen und so lange und gleichmäßig in
kreisförmigen Bewegungen einreiben, bis ein natürlicher Glanz entsteht. Ein
Wanderschuh kann nach der Wachsbehandlung durchaus noch mit Imprägnierspray
behandelt werden. Hierzu empfiehlt es sich, den Schuh verkehrt herum zu halten,
da so kein Imprägniermittel zwischen Schuh und Sohle laufen kann und die
Verklebung der Sohle nicht aufgelöst wird. Auch bei Wanderschuhen gilt: Je
besser das Wasser abperlt, desto größer ist die Atmungsaktivität.
• Wichtig: Auch das Lederfutter im Schuh sollte mit großer Sorgfalt gepflegt
werden, wenn dieses Futter reißt bzw. brüchig wird, kann's teuer werden.
• Aufbewahren: Nach gründlicher Reinigung, Trocknung und Pflege können die
Schuhschäfte mit Zeitungspapier ausgestopft werden. Bei längerem Nichtgebrauch
gehören die Schuhe an einen kühlen, trockenen und dunklen Ort.
• Sollten Sohle und Profil einmal abgenützt sein, kann diese recht günstig bei
einem Bergschuh-Spezialisten gegen eine neue gewechselt werden. Bevor man sich
also einen neuen Schuh zulegt, der Gang zum Schuster kann die Brieftasche
erheblich schonen. Und schließlich: Wer trennt sich schon allzufrüh und gern von
seinen "eingelatschten" Goiserern?
• Tipp: Mörtz, ein auf Berg- und Wanderschuhe spezialisierter Schuster in Wien
lernt müden Goiserern wieder das Laufen und gewöhnt drückenden Schuhen die
Blasen ab: 1060 Wien; Windmühlgasse 9; 01/5875787
Hersteller
Raichle, Hanwag, Salomon, Scarpa, Meindl, Lowa, La Sportiva
by Bergnews.com